Bei der Bearbeitung unserer Pflichtlektüre bin ich unter anderem auf eine Tabelle gestossen, welche verschiedenen Kanäle der „Social Media“ (vgl. Geschäftsstelle sozialinfo.ch, 2013, S. 10-11) aufzeigt und diese nach ihren Dienstleistungen, Vorteilen sowie Nachteilen unterscheidet. Die Tabelle dient als Orientierung für soziale Institutionen und Professionelle der Sozialen Arbeit und unterstützt sie dabei, die richtige Plattform für ihre jeweilige Zielgruppe zu wählen. Ich finde dieses Hilfsmittel gut und sinnvoll, doch sehe ich in der Zielgruppen-gerichteten Nutzung solcher Plattformen auch Gefahren.
Diese Gefahren gehen wohl kaum von sozialen Institutionen und / oder Professionellen der Sozialen Arbeit aus, doch diese sind nicht die einzigen, welche die Mittel der „Social Media“ erkannt haben und für ihre Zwecke nutzen wollen. Um meine Gedanken zur Ambivalenz der Möglichkeit, diese Plattformen zu nutzen, um spezifische Zielgruppen zu erreichen, zu erläutern, werde ich im folgenden eine Verbindung zum theoretischen Modell der Konflikttheorie (Reimann, 1991, S. 208-220) herstellen.
Das Modell der Konflikttheorie besagt, dass der soziale Konflikt den „Normalfall“ in der sozialen Beziehung zwischen Individuen, Gruppen oder Organisationen (auch Konfliktakteure genannt) darstellt. Es geht dabei „von den Bedürfnissen der Gesellschaftsmitglieder und den Möglichkeiten, diese Bedürfnisse in Gesellschaften zu erfüllen“ (Reimann, 1991, S. 209) aus. Der soziale Konflikt, resp. das effektive soziale Handeln der Konfliktakteure, findet dabei auf einem Kontinuum zwischen Krieg / Anarchie und Konsens / perfekte Integration statt.

Die „Lösung“ eines sozialen Konfliktes liegt in der Verschiebung der Machtverhältnisse zwischen den Konfliktgruppen. Diese Macht wird durch den Zusammenschluss von Ressourcen gebildet, woraus Konfliktmittel zur Durchsetzung der Konfliktziele (wie z.B.: Demonstrationen, Überzeugung unbeteiligter Dritter, Geld, Vertrauen und / oder Mitgliederzahlen der Konfliktgruppen) entstehen.
Mithilfe der Digitalisierung wurde und wird die Entwicklung eben solcher Macht / Machtverhältnisse vereinfacht. Der Zugang zu sozialen Gemeinschaften, welche die gleichen Interessen vertreten, wird, durch die oben erwähnten Zielgruppen-gerichteten Plattformen, gefördert. Auf diese Weise verfügen eben diese Gemeinschaften über die Individuen, durch welche sie die Möglichkeit zu konkretem Handeln besitzen und die Individuen über Organisationen und Gemeinschaften, durch welche ihnen die benötigten Konfliktmittel / die benötigte Macht bereit gestellt werden können. Eine Tatsache, durch welche sehr viel Gutes entstehen kann – leider aber nicht nur.
Verfasst von Eva Lindenpütz
Literatur- und Quellenverzeichnis:
Geschäftsstelle sozialinfo.ch. (Hrsg.). (2013). Soziale Arbeit & Social Media: Leitfaden für Insitutionen und Prfessionelle der Sozialen Arbeit. Bern: Geschäftsstelle sozialinfo.ch.
Reimann, Horst. (Hrsg.). (1991). Basale Soziologie: Theoretische Modelle (4. Aufl.). Opladen: Westdeutscher Verlag.